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International gefragte Künstlerin: Neue Verbindungen schaffen

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Künstlerin
Hella Horstmeier
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Website:www.hellahorstmeier.de
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Harte Kunst von zarter Frau

Stand: April 2022

Mit Namen wie „Dreh dich nicht um“, „Bei der Stange bleiben“ oder „Schattenmensch“ schafft es eine internationale Skulpturenkünstlerin, mit ihren abstrakten Werken in den Bann zu ziehen.

Sie vereint Materialien wie Holz, Bronze oder Beton miteinander, die auf natürliche Weise nicht unbedingt füreinander geschaffen sind.
Diesen Spagat schafft Hella Horstmeier.
Sie hat ihr Atelier seit 1991 auf dem Künstlerhof Buch und ist somit die älteste Anwesende auf dem Gelände. „Ich war eine der ersten, die hier einzog. Eine Gruppe von Künstlern gründete anschließend einen Verein. Dieser sorgte dafür, dass Leben auf dem Hof war. Wir organisierten Feste und Veranstaltungen, das Osterfeuer durfte nicht fehlen. Es war ein buntes Miteinander. Mit dem neuen Betreiber haben die Mieten kräftig angezogen. Viele Künstler haben sich nach einer neuen Wirkungsstätte umgesehen. Nun bin nur noch ich hier und zwei, drei andere Akteure“, blickt sie sehnsüchtig zurück.
Ursprünglich kommt Hella Horstmeier aus Wernigerode im Harz. 1952 zog sie mit ihrer Familie nach Oberbayern.
Sie studierte in Gießen Biologie und Chemie. Mit Zwischenstopps in Stuttgart, Stockholm und Genf landete sie schließlich in Westberlin. Sie beginnt eine erfolgreiche Tätigkeit im Forschungsbereich in der Biologischen Bundesanstalt in Berlin.

Der „Stein“ des Anstoßes
Die schon damals Kunstbegeisterte hatte bis dahin in ihrer Freizeit gemalt. „Das war reines Hobby“, schränkt sie ein. Bei einer Ausstellung trifft sie auf eine Tonkünstlerin.
„Mich haben die Formen und die Unvollkommenheit begeistert“, blickt Hella Horstmeier zurück. Von da an gab es keinen Halt mehr.
Die damals 40-Jährige meldet sich bei der Westberliner „Hochschule der Künste“ an und absolviert dort einen Theoriekurs, der sie mit den Materialien Holz, Metall, Stein, Beton und Terrakotta näher in Verbindung bringt. Ihr Wissen setzt sie anschließend in die Praxis um. So vereinen ihre bildhauerischen Werke gekonnt einzelne Komponenten und lassen dazwischen Raum für Lebendigkeit. Es entstehen interessante Symbiosen von Holz und Bronze oder Stein und Metall.
Sie nutzte jede freie Minute für ihr „Hobby“. Es entfalten sich die ersten experimentellen Kunstwerke, die sie bald in eigener Galerie in Berlin-Moabit präsentiert. Hier spezialisiert sie sich besonders auf große Skulpturen aus Ton oder Beton. Ihre Tätigkeit im Forschungsinstitut reduziert sie auf eine Halbtagsstelle.
Sie schließt sich dem „Berliner Bildhauerverein“ an. „Diese Mitgliedschaft war eine große Ehre. Der war überwiegend von Männern geprägt. Wir waren gerade mal drei Frauen unter etwa 20 Personen“, ist sie sichtlich stolz.

Maschinen-Liebe
Um dieser schweren Leidenschaft nachzugehen, sind eine Menge Kraft und Geschick nötig, selbst wenn man wie Hella Horstmeier vielfach mit Maschinen arbeitet. So findet man in ihrer Werkstatt auf dem Künstlerhof von der Säge über Schleifgeräte bis hin zur Bohrmaschine viel Technik. Geschickt und mit Kopfhörern versehen, geht sie damit ans Werk. Im Sommer nutzt sie im Außenbereich auf dem Gelände ein kleines Zelt und kann dort ihre Energie mit voller Kraft ausbringen. „Stein bearbeite ich sehr gern, der ist eine Herausforderung. Holz dagegen hatte ich bisher gemieden. Nun habe ich mich doch damit angefreundet und bewundere an jedem einzelnen Stück die Maserung und Struktur. Durch sanfte Berührungen prüfe ich die geschliffenen Figuren. Derzeit entstehen in meiner Werkstatt große Werke davon“, lässt sie in ihr Schaffen einblicken.

Schwarzer Granit
„Meine große Liebe gilt dem schwarzen Granit. Dieser Stein lässt sich wunderbar bearbeiten. Er passt sich den Umwelteinflüssen an und kann seine Farbe im Laufe der Zeit wechseln“, bringt sie eine weitere Leidenschaft zum Ausdruck.
Da Granit jeder Art vor dem Mauerfall schwer zu haben war, machte sich die Westberliner Künstlerin regelmäßig auf nach Italien. „Ich belud mein Auto immer randvoll. So einige Male gab es unterwegs Pannen, weil es überladen war“, blickt sie amüsiert zurück. „Heute ist das natürlich durch Anlieferung alles einfacher“, stellt die 80-Jährige erleichtert fest.

Ausstellungen und Symposien
Das Talent der zierlichen Künstlerin spricht sich schnell rum. Sie erhält viele Möglichkeiten, ihre Werke im In- und Ausland auszustellen. Eine besonders gute Verbindung besteht zum Max-Delbrück-Centrum in Berlin-Buch. Dort zieren zwei riesige Plastiken den Außenbereich. „Ursprünglich stand da eine Skulptur aus Terrakotta von einem anderen Künstler. Bei Bauarbeiten wurde diese von einem Bagger gerammt und beschädigt. In diesem Zuge kam man auf mich zu, etwas Neues zu entwerfen. Nun haben wir uns für den Stoff Beton entschieden, der doch erheblich haltbarer ist“, klärt sie die Hintergründe auf.
Eine weitere große Ehre war 1989 die Mitwirkung an einer Ausstellung im Europarat in Straßburg. „Die Atmosphäre und die räumliche Weite waren beeindruckend.“
Große Freude machen ihr Symposien. Das bedeutet, dass man an einem Ort für eine bestimmte Zeit mit anderen Künstlern arbeitet.
Die Steine kommen meist aus der Gegend. Dazu war sie international unterwegs. So unter anderem in Italien, Dänemark und der Schweiz.
„2010 arbeitete ich vier Wochen in Kikinda in Serbien. Das war wirklich extrem hart. Bei ständigen 40 Grad Hitze in einer Halle waren die Arbeiten überaus schweißtreibend und erschöpfend“, erzählt sie rückblickend.

Immer fit
Für eine Frau ist diese Arbeit besonders anstrengend. Deshalb nimmt sie sich immer wieder eine Auszeit, die sie mit ihrem Hund Lila an der Ostsee verbringt. „Hier lasse ich das Wasser, den Wind und den Sand auf mich wirken. Das inspiriert mich und gibt mir neue Impulse“, verrät sie. Viele ihrer Werke spiegeln den Gang der Wellen und der Leichtigkeit wieder.
Zuhause in Friedenau besucht sie wöchentlich ein Fitnessstudio, um sich in Form zu halten. „Ganz ehrlich finde ich das eher peinlich. Aber ich bin nun 80 Jahre. Da muss man sehen, sich fit zu halten. Vor allem sollte die Kraft in den Armen erhalten bleiben“, verrät sie einen Trick ihrer „ewigen Jugend“. Damit haben es ihre Skulpturen wohl manchmal einfacher: „Einmal in Form, halten sie für die Ewigkeit“, hofft sie.

Erstellt: 2022