Kulinarische Augenweiden aus Karow: Foodstylist verzaubert mit gekonnten Werbeideen
Foodstylist | |
Martin Kühnel | |
Telefon: | 01 76/55 59 52 03 |
Website: | www.foodstylingkuehnel.com |








Vom Koch zum Künstler

Stand: März 2025
Man muss ein herausragendes Talent besitzen, wenn man cremigen Pudding und Mousse au Chocolat, die mit fluffigen Crispies verfeinert ist, in einem Werbestreifen so verführerisch präsentiert, dass der Fernsehzuschauer beim nächsten Einkauf zu diesem Produkt greift.
Martin Kühnel ist Foodstylist und hat dafür ein besonderes Händchen. So ist er für namhafte Unternehmen wie Tchibo, Dr. Oetker und Mövenpick oder bekannte Supermarktketten im Einsatz, um deren Lebensmittel gekonnt in bewegten Bildern
in Szene zu setzen. Mittlerweile ist er so erfolgreich, dass er weltweit gefragt ist.
Umzug nach Frankreich
Geboren in Bautzen, verschlug es ihn mit gerade mal 17 Jahren an die Mosel, wo er drei Jahre lang eine Kochausbildung absolvierte. Anschließend arbeitete er für zwei Jahre als Chefpatissier in Frankfurt am Main. Gerade, als er sich umorientieren wollte, da die Arbeitszeiten täglich von acht Uhr in der Früh bis spät in den Abend überhandnahmen, bekam er die Aufforderung zum Zivildienst. Diese nahm er gern an und kochte während der nächsten zehn Monate in Dresden in
einem Altersheim täglich für 700 Leute.
Im Anschluss holte er sein Abitur nach und bekam ein Angebot als Koch in einem französischen Restaurant, was er sofort annahm. Allerdings währte dies nicht lang, denn das Lokal ging Pleite. Der Besitzer, der gleichzeitig Koch war, zog wieder in seine Heimat nach Südfrankreich zurück. Martin Kühnel begleitete ihn, weil er neugierig auf fremde Kulturen war und Lust hatte, sich auf neue Abenteuer und interessante Menschen einzulassen.
Abgefahrener Geschmack
2012 gab es eine weitere Wende, denn er bekam die Chance, bei Filmstudios in Köln, Hamburg und Berlin direkt am Drehset das Catering zu übernehmen. „Das war eine anstrengende Zeit, da ich für alles verantwortlich war. Das sah meist so aus, dass ich früh einkaufen war, da ich alle Lebensmittel selbst besorgen musste. Anschließend galt es, die Menüs unter Hochdruck schnell zu fertigen“, blickt er auf eine spannende und sehr arbeitsintensive Zeit zurück.
Wieder kam es zu einer schicksalhaften Fügung: „Ein Bekannter hatte ein Busunternehmen, womit er kulinarische Touren unternahm. Ich war dafür verantwortlich, im Bus für die Gäste zu kochen und dort zu servieren“, erzählt er und fügt an: „Das war eine tolle Sache, die mir Spaß machte. Dort traf ich auf einen Foodstylisten, der mich fragte, ob ich ihm kurzfristig aushelfen könnte, da er für einen Werbedreh
einen zweiten Mann brauchte. Dabei ging es um Filmaufnahmen für Hamburger. Ich übernahm das Arrangieren der
einzelnen Elemente und schuf sehr appetitliche Kompositionen. Dies löste bei mir eine Faszination aus. Ich hatte Lust, kreativ mit Lebensmitteln zu arbeiten, mir Gedanken zur Umsetzung einfallen zu lassen und diese auszutesten. Meine Begeisterung war geweckt.
Ich blieb bei dem ‚Hamburger-Stylisten‘ und begleitete ihn fünf Jahre lang, lernte von ihm das Handwerk, schaute mir die Feinheiten und Tricks ab.“
Anschließend wuchs in ihm der Wunsch, selbstständig zu arbeiten. Gemeinsam mit seinem Freund Nikolai Kotowski, der als Kameramann aktiv ist,
fanden sie 2020 in Alt-Karow 35 eine ungenutzte Scheune, die sie zu einem modernen Studio umgestalteten.
Kaffee mit Rasierschaum
In nur fünf Jahren baute sich Martin Kühnel damit ein stabiles Standbein auf und kann auf viele bekannte Produkte verweisen. So hat er im letzten Jahr die komplette Werbekampagne für Penny in bewegte Bilder umgesetzt oder 2021 für Netto und 2023 für Edeka eine eindrucksvolle Weihnachtswerbung realisiert. Ebenso hat er viele leckere Momente für den Pizza-Giganten Domino's produziert.
Allerdings, was immer so schmackhaft und leicht aussieht, ist echt harte Arbeit. „Manche Details werden unendlich oft geübt. Dabei ist es wichtig, die Tricks und Feinheiten zu kennen und sich
intensiv mit dem Produkt auseinanderzusetzen. Zudem muss man sehr flexibel reagieren, da jede Situation eine neue Herausforderung darstellt. Natürlich wird auch ein wenig geschummelt, um nach außen hin ein optimales Bild zu erzielen. So hatten wir zum Beispiel in Kuba einen Auftrag für einen Rum. Da ist beim Dreh in den Gläsern kein Rum drin, sondern gefärbtes Wasser. Die Darsteller wären sonst bereits nach kurzer
Zeit betrunken“, erzählt er schmunzelnd.
Martin Kühnel könnte viele weitere Beispiele nennen.
So wurde bei Aufnahmen für
einen Kaffee statt der Sahne einfach Rasierschaum verwendet, da dieser stabiler
ist, oder bei Szenen mit Eis handelt es sich oft um eine
gefestigte Zuckermasse. „In den Studios ist es unter dem Licht so warm, dass das Eis in Sekunden zerlaufen würde“, erklärt der Foodstylist.
Weltweit unterwegs
Er wohnt seit 2020 in Karow, kann aber die Region kaum genießen. „Viele Hersteller drehen nicht mehr in Deutschland, weil die Kosten einfach zu hoch sind“, berichtet er aus seiner Erfahrung. So sitzt der 45-Jährige die meiste Zeit im Flieger zu
Aufnahmen nach Rumänien, um für Penny aktiv zu sein, oder nach Polen, Lettland, Frankreich oder Amerika. Ebenso arbeitet er dabei mit Prominenten zusammen und kann auf Aufträge mit Helene Fischer oder Max Raabe verweisen.
Wenn er dann doch mal
daheim bei Frau Anastasia Kühnel und dem zehnjährigen Sohn ist, dann teilt sich das Kochvergnügen in der Familie auf: „Es kocht immer derjenige, der als erster zu Hause ist“, bringt er die wunderbare Harmonie auf den Punkt,
die man gleichermaßen bei seiner „künstlerischen“ Arbeit spüren kann.