Bürgerinitiative macht sich für Safari-Tour stark!
Bürgerinitiative Pro Weidetiere | |
Axel Lüssow | |
Telefon: | 01 73/9 30 19 17 |
Website: | www.pro-weidetiere.de |
Per S-Bahn in die Wildnis!
Stand: März 2019
Dschungel-Safari in der Großstadt Berlin? Das ist im sich dynamisch entwickelnden Pankower Ortsteil Buch möglich. Hier kann man Großtiere in freier Natur besichtigen. Das geht zu jeder Tages- und Nachtzeit und sogar ganz ohne Eintrittspreis! Dennoch hat sich diese mehr als ungewöhnliche Attraktion bisher kaum herumgesprochen.
Das möchte die „Bürgerinitiative Pro Weidetiere“ ändern.
Sie will diese „einzigartige Wildnis in S-Bahnnähe“ zum
vielfach gefragten Naturparadies machen.
„Dazu wäre es schön, wenn beispielsweise ein Ranger
angestellt würde, der entsprechende fachkundige Führungen macht“, schlägt Axel
Lüssow vor.
Lebendige Zeitreise
Er ist in dem Areal auf den
früheren Rieselfeldern bei fast jeder Witterung unterwegs, um Konik-Pferde, Wasserbüffel und diverse Rinderarten, die hier seit 2010 anzutreffen sind, in eindrucksvollen Bildern einzufangen. Wo sonst sieht man in Berlin ein massiges fast schwarzes Rind auf weißem Schneeboden? „Im Gegensatz zum Zoo leben die Tiere hier in natürlicher Umgebung. Sie langweilen sich nicht, sondern wachsen hier, wie in der Zeit, bevor die
Menschen die heutige Landwirtschaft einführten, auf. Sie
suchen sich selbst ihr Futter und ihre Unterstände. Sie
entführen uns in eine Zeit,
die sehr lange zurückliegt“, schwärmt Lucièn Weber.
Ungeahnte Harmonie
Die Journalistin und Korrektorin fungiert momentan als Sprecherin der Initiative. „Hier erlebt man die Natur ständig neu. Wir hätten beispielsweise nie gedacht, dass man einer Horde Büffel weibliche Tiere vorsetzen kann, ohne dass es zu blutigen Revierkämpfen kommt“, gibt Inka Seidel-Gothe weiteren Einblick. Die gelernte Tanz- und Theaterpädagogin hat Erfahrung als Kita-Leiterin und ist gerade
dabei, „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ zu studieren. Ihr Ziel ist ein eigener „tierpädagogischer Kindergarten“ auf dem ehemaligen Buga-Gelände in Marzahn-Hellersdorf.
Eine weitere Aktivistin ist
Martina Neitzel. Sie ist Angestellte in der Jugendhilfe und freut sich daher schon von
„Berufs wegen“, dass es im
Januar 2019 Kälbchen gegeben hat. „Hoffentlich kommen sie durch“, bangt sie nun, sicher im Einklang mit den „stolzen Mamis“.
Neue Artenvielfalt
„Durch die extensive Weidetierhaltung mit nur sehr wenigen Tieren je Hektar ist die
Artenvielfalt nachweislich angestiegen. Das wurde durch die ‚Hochschule für nachhaltige Entwicklung’ in Eberswalde herausgefunden. Es gibt mehr Pflanzen und mehr Kleintiere wie Insekten. Zugleich werden die Schädlinge im Zaum gehalten. So setzen sich beispielsweise Zecken im hohen Gras ab. Wird dies abgeweidet, pendelt sich die Natur wieder
ein, wie sie früher mal war“,
verweist Inka Seidel-Gothe auf einen wichtigen Effekt.
Begrenztes Vergnügen
Die Initiative setzt sich dafür ein, dass diese „Wunder der Natur“, die auf Initiative des Bucher Revierförsters Olaf Zeuschner zurückgehen und aus EU-Mitteln bis 2015 gefördert wurden, auf Dauer am Rande der wachsenden Großstadt erhalten bleiben.
Dabei ist ihnen wichtig, dass es zu einem Interessenausgleich zwischen den wirtschaftlichen Vorstellungen des Tierhalters und der Natur kommt. „Ein Problem ist, dass die Tiere hier nur
eine begrenzte Zeit gehalten
werden können. Ansonsten würden zuviel schädliche Schwermetalle aufgenommen werden, da der Boden ja über lange Jahre als Rieselfelder zum Versickern der Berliner Abwässer genutzt wurde. Das Gut Hobrechtsfelde ist nur Filiale eines Betriebs in Thüringen, wo die Tiere nach dieser Zeit hinverschafft werden“, erklärt Axel Lüssow die Tierverschickung.
Ranger für wenige?
Der Naturfotograf ist Grünen-Abgeordneter in der Bezirksverordnetenversammlung von Pankow und dort Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Naturschutz.
Hier und beim Berliner Senat engagiert er sich dafür, dass in Zukunft Kitas und Schulklassen durch die „Wildnis am Nordrand von Berlin“
geführt werden können: „Momentan geht das nicht, weil die Versicherung dafür die Haftung ablehnt“, gibt Lüssow Einblick, wie Bürokratie Bildung und Naturerlebnis entgegen stehen kann.
Die Hoffnung liegt nun unter anderem auf Mittelbewilligung für einen Ranger, der entsprechende Führungen machen könnte.
„Beim Naturpark Barnim, der den Brandenburger Teil des Geländes betreut, gibt es hier sogar zwei Ranger. Allerdings ist die Nachfrage nach Führungen bisher gering“, weiß Martina Neitzel.
Baumpaten gesucht
Es gibt übrigens noch weit mehr Naturschätze in diesem Gebiet als man auf den ersten Blick denken würde: „Wir
haben hier viele seltene Bäume, darunter alte Obstsorten. Wir suchen nun Baumpaten. Diese können je nach Lust nach entsprechender Anleitung ihren Baum so pflegen, dass die Ernte reichhaltiger ausfällt oder mal eine Neupflanzung spendieren“, so Martina Neitzel. „Der Lohn ist, zu erleben wie die Großtiere sich selbst an kleinen Mirabellen oder Äpfeln erfreuen!“